Geschichte

In der Trinkhalle Büvetta Tarasp sprudeln die beiden Mineralquellen Lucius und Emerita. Sie sind die reichhaltigsten Mineralquellen im Unterengadin und die Funtana Lucius gilt sogar als die stärkste Mineralquelle in Europa. Auch das Gebäude selbst, welches beide Quellen beherbergt, ist eine Besonderheit.

Mineralwasser als Treiber der touristischen Entwicklung

In der Umgebung von Scuol sprudeln über 20 Mineralquellen, die 1369 erstmals urkundlich erwähnt wurden. Deshalb auch der Hinweis auf der Ortstafel: „Destinaziun da wellness daspö 1369“. Die Orte Scuol, Tarasp und Vulpera wurden bereits vor 100 Jahren als Kurorte weltbekannt und locken auch heute noch Gäste aus aller Welt an. Baden im Mineralbad Bogn Engiadina, dem Inn entlang vorbei an der historischen Trinkhalle Büvetta Tarasp spazieren oder Mineralwasser an den verschiedenen Dorfbrunnen degustieren – das Mineralwasser ist auf vielfältige Weise erlebbar.

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Die Anfänge

Bäder- und Trinkkuren zählen zu den ältesten bekannten Heilpraktiken. Schon die Römer liebten und inszenierten das Bad. Dabei gingen Heilung und Vergnügen Hand in Hand. Dank der tektonischen Besonderheit des «Unterengadiner Fensters» sprudeln in Scuol-Tarasp über 20 Quellen aus dem Fels und finden schon 1533 bei Paracelsus Erwähnung. Auch der Arzt Conrad Gessner gehörte 1561 zu den berühmten wissenschaftlichen Besuchern. Er kurte hier, um sich von seinem hartnäckigen Ischias zu befreien. Die touristische Erschliessung beginnt 1841, als die Herren Olgiati und Conzetti die Quellen von Tarasp pachten und die Bewilligung für den Bau eines Parks und die Fassung der Quellen am Ufer des Inns erhalten – verknüpft mit der Bedingung, dass die Einwohner von Tarasp gratis «Salzwasser» beziehen können. Um 1843 entsteht eine einfache Trinkhalle (Büvetta) und bereits ein Jahr später macht der Baedeker auf den Ort aufmerksam, bemängelt jedoch die wenigen Übernachtungsmöglichkeiten.

Die Blütezeit

Mit dem Bau des Kurhauses Tarasp, das der erfahrene Hotel-Architekt Felix Wilhelm Kubly entwirft, kommen die vornehmen Gäste. 1864 ist das Hotel betriebsbereit. Das Haus bietet 300 Gästebetten, neusten Komfort und die glanzvollen Säle und Salons, die Damen und Herren von Welt für ihren Auftritt brauchen. Dampfpumpen führen das Heilwasser direkt in die Badeanlagen des Kurhauses. So können die Gäste im Seitenflügel bequem ihr Bad nehmen: «Stahlbäder von grossem natürlichem Kohlensäuregehalt», wie die Werbung verspricht. Beflügelt durch den Erfolg des Kurhauses, wird der Plan für den Bau einer repräsentativen Trinkhalle vorangetrieben. Der Architekt Bernhard Simon realisiert 1875 bis 1876 eine langgestreckte Wandelhalle mit bergseitig angeordneten Verkaufsläden, grossen Bogenfenstern zum Inn und als Krönung eine oktogonale, massiv gebaute Rotunde mit festlichen Säulen auf hohem Marmorsockel für die drei Quellen Bonifacius, Emerita und Lucius.

Aus der Mode

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bleiben die vornehmen Gäste weg und danach zeigt sich die Welt verändert. Der gemächliche Kurbetrieb mit seinen gesellschaftlichen Konventionen kommt aus der Mode. Die Leute reisen lieber an die Adria und wollen Spiel und Spass. In den 1950er Jahren weilt der junge Friedrich Dürrenmatt auf Einladung im Waldhaus Tarasp, spaziert täglich hinab zur Trinkhalle, um ein Glas Quellwasser zu trinken und lässt sich zu grossen Stoffen inspirieren. So verarbeitet er die Eindrücke seiner Tarasp-Aufenthalte in seinem letzten Roman von 1989 «Durcheinandertal». 1963 wird noch einmal gross in die Trinkhalle investiert. Nach Plänen der Architekten Manz und Harter aus Chur verwandelt sich die Wandelhalle mit ihrem reich profilierten Arventäfer in einen nüchternen Raum ohne historistischen Schnickschnack, wie es dem Geschmack der Zeit entspricht. Doch der Niedergang des Kur- und Badebetriebs ist nicht mehr aufzuhalten.

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