Architektur
Die Trinkhalle der ehemaligen Kuranlage «Bad Tarasp» gehört zu den bedeutendsten Bauten des Historismus im bündnerischen Bestand. „Sie ist die grandioseste und einzige noch erhaltene Trinkhalle aus der grossen Zeit des Bädertourismus in der Schweiz und als solche wichtiger Teil unseres kulturellen Erbes“ (Ludmila Seifert-Uherkovich).
1533 erwähnt Paracelsus zum ersten Mal die Quellen bei Tarasp.
1841 werden die Quellen erstmals auch touristisch erschlossen: Die Herren Olgiati und Conzetti erhalten die Bewilligung für die Fassung der Quellen am Ufer des Inn, verknüpft mit der Bedingung, dass die Einwohner von Tarasp gratis „Salzwasser“ beziehen können.
1843 entsteht eine einfache Trinkhalle (Büvetta) und bereits ein Jahr später macht der Baedeker (beliebter Reiseführer des 19. Jh.) auf den Ort aufmerksam.
1864, mit dem Bau des Kurhauses Tarasp kommen die vornehmen Gäste. Beflügelt durch den Erfolg des Kurhauses wird der Plan für den Bau einer repräsentativen Trinkhalle vorangetrieben.
1875–76 realisiert der Architekt Bernhard Simon die «Büvetta Tarasp»: Eine langgestreckte Wandelhalle, grosse Bogenfenster zum Inn und als Krönung eine oktogonale Rotunde mit festlichen Säulen auf hohem Marmorsockel für die Quellen Lucius, Emerita, Bonifacius (Lucius und Emerita sprudeln immer noch). Um 1900 wird der Quellstock umgebaut und durch Wasser der Bonifacius Quelle erweitert.
1939, mit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs, bleiben die vornehmen Gäste weg und auch nach Kriegsende zeigt sich die Welt verändert. Der gemächliche Kurbetrieb mit seinen gesellschaftlichen Konventionen kommt aus der Mode.
1963 wird noch einmal gross in die Trinkhalle investiert. Die Wandelhalle mit ihrem reich profilierten Arventäfer verwandelt sich in einen nüchternen Raum ohne historistischen Schnickschnack, wie es dem Geschmack der Zeit entspricht. Doch trotz dieser Neuerungen ist der Niedergang des Kur- und Badebetriebs nicht mehr aufzuhalten.
1982: Das Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz wertet die Gruppe Kurhaus und Büvetta in Nairs als Ortsbild von nationaler Bedeutung mit dem höchsten Erhaltungsziel. Die Büvetta ist ein Kulturgut von nationaler Bedeutung.
2006 wird die Büvetta aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Architekt Bernhard Simon
(1816 – 1900), Bad Ragaz Büvetta Tarasp
Nach einer bewegten Geschichte als Architekt, vor allem in Russland, kehrte er aus aus gesundheitlichen Gründen in die Schweiz zurück und beschäftigte sich als Politiker und Architekt. Als Heilbadunternehmer errichtete er 1869 das Luxushotel «Quellenhof», daraufhin Kursaal, Thermalschwimmbad und Parkanlagen. Ab diesem Zeitpunkt war er, neben der Sorge um das Heilbad, nur noch einmal als Architekt tätig. Die Trinkhalle, die «Büvetta», erbaute er 1874 bis 1876.